Komplett Denken – Marketing 4.0
Für das neue IFM Magazin “The TRANSFORMER” führten wir ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Georg Glatzel zum Thema Marketing 4.0:
Herr Glatzel, der Immobilienmarkt ist nach wie vor angespannt. In der Branche klagt man über hohe Leerstände und einem damit einhergehenden Preisdruck in Bezug auf die Mieten. Wie kann es da sein, dass die IFM Immobilien AG in den vergangenen zwei Jahren gegen den Branchentrend gewachsen ist?
„Dass wir ein so starkes Portfolio auf- und ausbauen konnten, ist kein Zufall. Wir konzentrieren uns auf hochwertige Objekte in Top-Lagen. Ein Marktsegment, in dem die Nachfrage wesentlich stabiler ist als bei Objekten in peripheren Lagen mit durchschnittlicher oder einfacher Qualität. Hinzu kommt, dass wir als Investor und Projektentwickler schon immer ganzheitlich gedacht haben. Deshalb haben wir auch schon vor Jahren den Bereich Immobilien- und Vermietungsmarketing als Kerngeschäftsfeld ausgebaut. Ein Faktor, der uns nicht nur zum Trendsetter macht, sondern der uns auch wesentliche Wettbewerbsvorteile bringt. Heute kommt es darauf an, eine Liegenschaft komplett zu durchdenken.“
Sie sprachen eben von ganzheitlichen Strategien, was verbirgt sich genau dahinter?
„Als erstes müssen wir die richtigen Objekte finden. Wir arbeiten im Bereich Akquise mit hochqualifizierten Mitarbeitern, die aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung das Know-how besitzen, Gewerbeimmobilien mit hohem Potenzial in Top-Lagen identifizieren zu können. Sobald wir eine entsprechende Liegenschaft gefunden haben, beginnt ein Prozess, bei dem die planerischen Maßnahmen, die finanziellen Aspekte, aber auch marketingstrategische Überlegungen, erarbeitet und konkretisiert werden. Alle Parameter fließen dann zu einem ganzheitlichen Projektkonzept zusammen. Dass wir damit richtig liegen, zeigen unser bisheriger Track Record aber auch unsere aktuellen erfolgreichenProjektentwicklungen.“
Muss man sich das dann so vorstellen, dass zum Beispiel die Vermietungs- oder Marketingabteilung auch direkten Einfluss auf die Projektentwicklung, also zum Beispiel auf das architektonische Konzept und die Ausstattung, haben und umgekehrt?
„Bis zu einem gewissen Grad selbstverständlich. Wir sehen in diesem interdisziplinären Ansatz ein wichtiges Erfolgsrezept unserer Projekte. Im Übrigen gilt dieses Komplettdenken, nicht nur für den Immobilienmarkt. Es gilt auch in allen anderen Märkten neue Wege zu gehen. In der heutigen Zeit ist es enorm wichtig und geradezu unabdingbar Qualität, sprich echte Werte, anzubieten. Mit leeren Worthülsen, Versprechen, die wie Seifenblasen zerplatzen, wenn man sie hinterfragt und austauschbarer Standardware werden Sie sofort abgestraft. Das Internet und der direkte Zugriff auf Informationen, wie Bewertungen, Meinungen und vieles mehr haben unsere Wirtschaft verändert und werden sie weiter maßgeblich beeinflussen. Das meine ich durchaus positiv. Denn all das Wissen, das uns heute per Mausklick kostenlos zur Verfügung steht, schafft ja auch enorme Chancen.“
Können Sie uns ein Beispiel dafür geben, wie ein solcher interdisziplinärer Prozess aussieht?
„Unser System beruht auf jahrelangem Know-how und bewährten Strukturen. Wenn Sie so wollen, ein Netzwerk aus Top-Performern, die sich immer wieder gegenseitig befruchten. Wenn Sie wissen, dass Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter die kommenden Jahre jeden Tag in einem bestimmten Bürogebäude sitzen und Höchstleistung bringen sollen, dann interessiert Sie nicht nur der finanzielle Aspekt. Dann wollen Sie ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen, wo es Spaß macht zu arbeiten. Sie können als Investor und Projektentwickler nur dann erfolgreich sein, wenn sie mit einem Team zusammenarbeiten, das aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengesetzt ist. Ein Designer hat einen völlig anderen Blickwinkel auf ein Projekt als ein Bauingenieur oder Finanzplaner. Jeder eröffnet neue Perspektiven. Die Summe daraus bringt den Erfolg. Das zeigt ja auch gerade die aktuelle Entwicklung bei unserem Objekt Zeilgalerie. Zwar ein völlig anderes Segment, aber der gleiche Denkprozess. Wir sprechen hier nämlich bestimmte Stilgruppen an. Menschen, die einen besonderen Lebensstil haben. Dies gilt heutzutage übrigens generationenübergreifend. Auch ein Anfang 50-Jähriger lebt heute nicht mehr hinter dem Mond. Diese Altersgruppe hat durchaus gleiche Interessen, wie man sie mit Ende 20 hat. Wenn Sie das wissen und ernst nehmen, dann müssen Sie diese Sichtweisen auch in Ihr Projekt einfließen lassen. Schließlich sollen sich die Menschen dort aufhalten und mit Spaß konsumieren. Das muss sich, wie gesagt, sowohl in den Baumaßnahmen als auch in der Kommunikation widerspiegeln, auch bei einem Bürogebäude. Man will vor Abschluss eines Mietvertrages ein gutes, ja sehr gutes Gefühl haben und sich verstanden fühlen. Diese Sicherheit wollen wir unseren Kunden bei allen Projekten geben. Indem wir ihre Sprache sprechen und das auch während der Entwicklung leben.“
Das hört sich nach enormem Aufwand an. Kostet das nicht jede Menge Zeit und Geld?
„Natürlich ist das ein großer Aufwand, aber mit einem professionellen, eingespielten Team arbeiten sie sogar wesentlich schneller und damit auch effizienter. Im Übrigen kommt es darauf an, die richtigen Maßnahmen heraus zu filtern, um dann nur die Erfolgversprechenden zu realisieren. Das können auch ganz kleine, einfache Dinge sein. Das zeigt das Beispiel WestendFirst, das schon während der Revitalisierung ganz klar als Premium-Immobilie positioniert wurde und nach Fertigstellung innerhalb kürzester Zeit von 0 auf 100% vermietet war. Wir haben für das Vermietungsmarketing eine ganz einfache Lösung entwickelt. Wir wussten, dass wir Top-Flächen in einem einzigartigen Ambiente anzubieten hatten. Deshalb war es kein Problem, Unternehmen zu finden, die sich für die Flächen interessiert haben. Aber, diese Menschen haben sich an einem Tag nicht nur ein Objekt angeschaut, sondern waren den ganzen Tag unterwegs, natürlich auch bei unseren Wettbewerbern. Haben Sie sich schon mal vier, fünf oder sechs Büroflächen an unterschiedlichen Locations angeschaut? An was können Sie sich dann am Ende des Tages noch wirklich erinnern? Ganz einfach. An Ungewöhnliches: In unserem Fall an ein exklusives Objekt mit roten Kühen vor der Tür. Ja, eigentlich ganz einfach. Sie sehen nicht die Komplexität der Maßnahmen ist entscheidend, es ist immer die Summe der ganzheitlichen Betrachtung. Dann können auch individuelle, schräge Ideen für kleines Geld erfolgreich sein.“
Herr Glatzel wir danken Ihnen für das Gespräch.
Georg Glatzel, Vorstandsvorsitzender (CEO)
Jahrgang 1961 /Diplom-Volkswirt, Immobilienökonom (EBS) / Unternehmensgründer, seit 2006 Vorsitzender / des Vorstandes der IFM Immobilien AG / Über 20 Jahre unternehmerische Tätigkeit im Bereich Projektentwicklung und Bestandsrevitalisierung / Umfassende Expertise im Bereich Immobilienwirtschaft, umfangreiches Netzwerk in der Immobilienbranche